Fränkischer Albverein Schwabach e.V.

Durch einen geheimnisvollen Zauberwald oberhalb des Nessenbaches

Donnerstag, 06.März.2025

Schönberg – Nessenbachschlucht – Knöpflegraben – Ottensoos

Wanderführerin: Lisa Rikirsch, 10 km

Lisawetter vom Feinsten ist angesagt, das spiegelt sich in den Anmeldungen fast schon bedenklich wieder – 32 Mitwanderer haben sich angesagt.
Am Bahnhof in Schwabach dann der für unsere Unternehmung nicht kalkulierbare GAU durch die Deutsche Bahn: Unsere S-Bahn um 9:19 Uhr fällt unerwartet aus! Aber es wäre nicht die Deutsche Bahn, würde nicht, konsequent der Bahnlogik folgend, der Regionalexpress, Abfahrt um 9:06 in Schwabach, mit elf Minuten Verspätung eintreffen und uns großzügig mit nach Nürnberg nehmen. Drei Mitwanderer fallen diesem genialen „Schachzug“ leider zum Opfer, sie wollten in Limbach und Katzwang zusteigen. Noch bleibt für uns die Frage offen, wie wir in Nürnberg weiter nach Lauf links d. Pegnitz kommen, um dort unseren Bus nach Schönberg um 10:09 Uhr zu erreichen. Zu unser aller Überraschung stellt die Bahn als Ersatz für unsere S-Bahn zwar auf Gleis 13 statt auf 3, aber dennoch zur geplanten Zeit, einen Ersatzzug für uns bereit. So landen wir schließlich pünktlich wie vorgesehen in Schönberg Mitte. Da sage noch einer, die Deutsche Bahn sei ein unzuverlässiges Transportmittel!
Unser Weg führt in wenigen Schritten zuerst zur Jakobuskirche von Schönberg. Unsere Wanderführerin Lisa erzählt uns, dass die Kirche erst 1900/1901, nach dem Abriss des alten Schlosses an dieser Stelle erbaut wurde. Dieser Zeit entsprechend wurde die Kirche im Zeitgeist des Historismus erbaut und vereint viele Elemente historischer Baustile in sich, was durch den Architekten Bestelmeyer zu einem eindrucksvollen Bauwerk zusammengefügt wurde. Vom alten Schloss ist neben der Mauer nur noch der Hungerturm erhalten, der seinen Namen dem damals im Untergeschoss gelegenen Amtsgefängnis zu verdanken hat. Auf der Ostseite der Kirche sind im Kirchgarten unter einer kleinen Überdachung die alte 12-Uhr-Glocke sowie die 11-Uhr-Glocke aus dem ehemaligen Geläut ausgestellt.
Jetzt brauchen wir Bewegung. Leichten Schrittes geht es hinunter zur Nessenmühle und an den Werkstätten der Lebenshilfe mit ihren „bunten Pferden“ biegen wir links ab hinüber zum Waldhaus im Jungfernholz. Auf dem romantischen Naturlehrpfad schlängeln wir uns durch die Bäume zum Klettergarten, Labyrinth und zum Klanghaus. Ein verzücktes Staunen macht sich unter den Mitwanderern breit, als wir unvermittelt vor dem munter glucksenden Nessenbach stehen, der sich hier in unzähligen Kurven und Schlingen seinen Lauf bahnt. Einige Gesichter werden allerdings etwas ratlos, als sich mehrere im Bach liegende Steine anstelle einer Brücke zur Querung anbieten. Das könnte zu nassen Füßen führen. Allgemeine Erleichterung dann, nach einem Gruppenfoto und dem Angebot der Wanderführerin, den Weg doch auf der hiesigen Bachseite fortzusetzen. Der Weg ist hüben, wie drüben abwechslungsreich und erfordert trotz der unvergleichlichen Schönheit höchste Konzentration beim Gehen. Überall lauern Stolperwurzeln, querliegende moosbewachsene und morsche Bäume, mal geht es rauf und runter im Gänsemarsch auf schmalem Steig und ein andermal muss man einfach nur stehenbleiben, um die tolle Aussicht auf das zielstrebig mäandernde Bächlein zu genießen. Langsam knurren die Mägen und der Hals wird trocken. Höchste Zeit, um an einem Schuppen oberhalb der Holzbrücke an der Nessenmühle eine Brotzeit anzuordnen. Was wären wir dankbar gewesen, für ein, zwei Bänke und zu allem Luxus einen Brotzeittisch! Bei aller Schönheit, an sowas hat man hier noch nicht gedacht. So quetschen wir uns auf ein paar Steinplatten zusammen oder speisen im Stehen von ein paar Holzbrettern. Ein Blick auf die Uhr mahnt, dass wir weiter müssen. Wir queren den Knöpflegraben mit einem beherzten Schritt und steigen parallel dazu nun hinauf zum Wasserfall. Wie in einem Miniatur-Amphitheater stürzt das kleine Rinnsal neben hängenden Efeuranken, die vor wenigen Tagen noch mit Eiszapfen verziert waren, über eine scharfe Kante in den ehemaligen uralten Steinbruch. Bei aller Verzückung, die Uhr mahnt erbarmungslos, sollten wir doch um 14:00 Uhr in Ottensoos zur Kirchenführung aufkreuzen. Wir lassen den „Vorderer tiefer Graben“ und den „Katharinagraben“ buchstäblich links liegen und nehmen dafür eine kurze Passage von 500 m auf der Straße von Schönberg nach Ottensoos in Kauf. Durch die Vogelslohe sind wir nun ruck-zuck in Ottensoos und pünktlich an der Kirche, wo uns unser Kirchenführer schon erwartet.
Der Chorturm der Kirche St. Veit stammt im Kern aus dem 13. Jahrhundert, das übrige Bauwerk wurde in der Zeit um 1450/1470 erbaut. Die in der Art einer Kirchenburg erhöht liegende Kirche dominiert das ganze Dorf. Sehenswert im Innern sind neben dem barocken Hauptaltar, der Marienaltar und der Frauenaltar, das spätgotische Sakramentshäuschen und der Taufstein aus dem Jahre 1500. Ältestes Relikt in der Kirche ist ein kleines Glasmedallion „Thronender Christus“ aus dem 13. Jahrhundert. Spannend ist der Aufstieg von der Sakristei über eine enge Wendeltreppe hinauf in den Helm des Treppenturms.
Um 15:00 Uhr öffnet das im vergangenen Jahr wiedereröffnete Gasthaus „Rotes Ross“ für uns. Es wird höchste Zeit, die trockene Kehle zu ölen und auf die guten Krautwickel und Bratwürste freuen wir uns schon den ganzen Tag.
Liebe Lisa, du hast uns heute wieder mal einen unvergleichlich schönen, aufregenden, informativen und trotzdem anstrengenden Tag beschert. Den müssen wir heute Abend auf dem Sofa erst nochmal richtig sacken lassen. Vielen Dank!

Text: Roland Rikirsch
Bilder: Roland Rikirsch und Walter Müller

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