Donnerstag, 09.10.2025

Wanderführerin: Lisa Rikirsch, 11 km
Eigentlich sollte diese Wanderung bereits im Juli stattfinden, wegen damals unzumutbarer Temperaturen von teilweise über 35° C hatte die Wanderführerin aus Rücksicht auf die Gesundheit ihrer Mitwanderer die Wanderung aber abgesagt.
Heute kann sich niemand über Hitze beklagen, und nachdem sich der Nebel, der sich mit feinen Tröpfchen auf der Erde niederschlägt, aufgelöst hat, können wir uns über das Wetter zum Wandern nicht beklagen.
Wir entsteigen am Endbahnhof Simmelsdorf-Hüttenbach unserem Zug und rüsten uns für die Reise. Um das alte Tucherschloss herum, es ist hinter Bäumen und Sträuchern nur bedingt zu sehen, steigen wir hinauf zum Tuchermausoleum, das mitten im Wald auf einer Anhöhe steht. Wir kommen von der Rückseite und müssen uns entlang der Einfassungsmauer auf einem schmalen Pfad zum Eingang auf der Westseite herumschlängeln. Fremden ist der Zugang leider verwehrt, aber man kann durch das breite, geschmiedete Tor das Gelände gut einsehen. Unsere Wanderführerin berichtet uns, dass das Mausoleum 1886 errichtet wurde und hier nur Mitglieder der traditionsreichen Patrizierfamilie beigesetzt werden. Die “Tuchers“ haben ihren Stammsitz auch heute noch hier in Simmelsdorf. Wo ein „Tucher“ bestattet werden möchte, kann er sich selbst aussuchen. Es kann in der Gruft im Mausoleum, am Friedhof im Außenbereich, oder aber auch irgendwo anders, auf einem bürgerlichen Friedhof sein. Derzeit befinden sich etwa 20 Gräber im Außenbereich des Mausoleums, 18 in der Gruft unter dem Mausoleum.

Um zu unserer nächsten Grabstätte zu gelangen, verlangt uns die Wanderführerin zunächst einen kraftraubenden „Schinder“, steil hinauf zur „Langen Leite“ ab, danach geht es gemütlich durch den Wald zum Russengrab. Ein schlichtes Holzkreuz mit einer ebenso hölzernen Einfassung weist darauf hin, dass hier im Jahre 1945 ein russischer Soldat verstorben ist. Das Grab macht einen gepflegten Eindruck, über den Toten scheint allerdings nichts bekannt zu sein.
Erst durch einen Hohlweg, dann durch eine uralte Kirschbaumallee gelangen wir hinunter zur Einöde St. Martin. Zwei Bänke laden uns hier vor der kleinen Kapelle zu einer Rast ein. Die Einöde beherbergt derzeit zwei Einwohner und eine Kapelle wird erstmals 1490 erwähnt. Die heutige Kapelle wurde erst im Jahr 2003 wieder errichtet.
Ab hier folgen wir dem Frankenweg hinüber nach Lillinghof und hinauf auf den Epperlesberg zum Flugplatz Lillinghof. Hier passierte bei einer Flugschau im September 2010 eine Tragödie. Ein historischer Doppeldecker ist beim Start von der Bahn abgekommen und in die Zuschauermenge gerast. Eine Frau wurde getötet, fünf weitere Menschen schwer verletzt, darunter ein siebenjähriges Kind. 33 erlitten leichtere Verletzungen. Bei den Gerichtsverhandlungen zur Ermittlung der Schuldfrage stellte sich heraus, dass dies nicht der erste dramatische Fehler des Piloten gewesen sein soll.
Am Parkplatz in Oberrüsselbach gönnen wir uns nochmals eine kleine Pause, um die örtlichen Kunstwerke und den Hofladen der hiesigen Schnapsbrennerei zu studieren. Problemlos geht es nun über die Hochfläche und anschließend hinunter nach Dorfhaus, wo wir für 15:00 Uhr unsere Einkehr gebucht haben. Wir werden erwartet und sind die einzigen Gäste. Endlich, im vierten Versuch, gelingt es uns seit nahezu zwei Jahren, hier eine Einkehr zu halten. Es stellt sich heraus, dass normalerweise erst ab 17:00 Uhr geöffnet ist, heute aber, nur für uns bereits ab 15:00 Uhr. Wir werden herzlichst empfangen und freundlich und nett bedient. Sonderwünsche sind kein Problem und das servierte Essen ist vorzüglich und lässt keine Wünsche offen. Ganz lang werden unsere Wanderführerin und auch ich davon erzählen, dass wir beide für unser Essen keinen Pfennig bezahlen mussten, vermutlich, weil es aus durchaus nachvollziehbaren Gründen vier Anläufe gebraucht hat, um diese Einkehr hier heute zu erleben. Den beiden verantwortlichen Damen sagen wir nochmals ein ganz herzliches Dankeschön dafür.
Nicht nur satt, sondern glücklich und zufrieden machen wir uns nun auf die letzten Schritte hinunter zum Bahnhof von Weißenohe, von wo aus wir unsere ewig lange Reise zurück nach Schwabach antreten. So spät sind wir schon lange nicht mehr nach Hause gekommen.
Text und Bilder: Roland Rikirsch
Unter dem Link findet ihr alle Bilder der Wanderung