Fränkischer Albverein Schwabach e.V.

Tiefgraben und Ringbahn

Donnerstag, 08.05.2025. Mögeldorf – Erlenstegen – Tiefgraben – Ringbahn – Schießhaus – Platnersberg – Mögeldorf
Wanderführerin Lisa Rikirsch, 12 km

Wir starten unseren heutigen Ausflug am Bahnhof in Mögeldorf. Es ist nicht ganz einfach für unsere Wanderführerin, dreißig Mitwanderer den ganzen Tag lang in der Spur zu halten. Gemeinsam werden wir das schaffen. Das unermüdlich arbeitende Schöpfrad an der Satzinger Mühle ist ein erster kurzer Test für die Aufnahmefähigkeit von Informationen in der Gruppe. Der Wiesensteig über die Schafwiesen entlang der Pegnitz, hinüber nach Erlenstegen lässt viel Raum für den Austausch wichtiger persönlicher Neuigkeiten. Weil das Café Glückswinkel seit Juli 2024 nicht mehr existiert, gibt es die ersten ausführlichen Informationen unserer Wanderführerin am Witze- und Glücksautomaten, der am ehemaligen Wölckernschen Schloss am Naturgartenbad hängt. Grund: Hier in dem ehemaligen Herrensitz residiert der fränkische Wortakrobat Oliver Tissot, bekannt und berühmt aus der Fränkischen Fastnacht in Veitshöchheim. Klar, dass 20 Cent für Witz und Glückstipp investiert werden. Dem Tiefgraben, welcher das Naturgartenbad speist folgen wir nun bis zu einem Sandsteinviadukt mitten im Wald, der den Wasserlauf des Tiefgrabens überbrückt.

Ab hier obliegt mir die Kontrolle der Wissbegier derjenigen, die gewillt sind, mir zuzuhören. Über den Viadukt, erbaut 1938/39, rollten einst Güterzüge von der nördlichen Ringbahn vom Bahnhof Nürnberg-Nordost, quer durch den Sebalder Reichswald und mündeten am Abzweig Eichelberg in die Bahnstrecke von Nürnberg nach Eger (Cheb). Die Streckenführung lässt sich auch heute noch, zwar ohne Gleise, aber mit Schotter und einigen verbliebenen Eisenbahnrelikten, sowie einer weiteren Überführungsbrücke, problemlos erwandern. Wir wenden uns wieder dem Tiefgraben zu und folgen dem romantisch verschlungenen, schönsten Abschnitt des Baches bis zum Schießhaus der „Hauptschützengesellschaft Nürnberg“. Weil wir allerdings etwas zu früh für die Mittagseinkehr dran sind, hängen wir gleich noch die kurze Schleife um das Tierheim Nürnberg, die eigentlich nach der Einkehr vorgesehen war, dran. Eindrucksvoll, und für viele total ungewohnt, der Besuch des großen Tierfriedhofs, der für unsere Wanderführerin ein absolutes Muss ist.
Jetzt können wir uns ganz entspannt ein Bier und das vorzügliche Mittagessen gönnen. Ausgeruht und mit genügend frischer Energie versorgt, folgen wir nun wieder dem Tiefgraben in entgegengesetzter Richtung bis zum oben erwähnten Viadukt.

Wir biegen vorher rechts ab und folgen der ehemaligen Bahnstrecke, die uns, total verwachsen, aber immer gut erkennbar, zum Bahnhof Nürnberg-Ost führen würde. Die Gleise wurden 1980 zurückgebaut. Wir unterqueren die heute noch vorhandene Brücke, über welche die Stadener Straße führt und wenden uns wenige Meter nach Süden einer weiteren Bahnüberführung zu, durch welche die ehemalige, bereits 1899 erbaute Ringbahn vom Ostbahnhof zum Nordostbahnhof führte. Im Jahr 1910 wurde die Ringbahn vollendet und damit die Möglichkeit geschaffen, auf einer Stecke von 30 km Nürnberg von Muggenhof über den Rangierbahnhof und Dutzendteich, Ost- und Nordbahnhof, komplett per Bahn zu umrunden. Eine Fahrt im Personenzug rund um Nürnberg war leider zu keiner Zeit möglich. Lediglich zwischen Nürnberg Ost und Nürnberg Nordost verkehrten im Nordteil der Ringbahn zwischen 1911 und 1912 Personenzüge.

Im südlichen Ring war dies vom Rangierbahnhof bis zum Hauptbahnhof bis in die 90er Jahre kein Problem. Wir verlassen nun die Ringbahn und erklimmen den 335 m hohen Platnersberg. Uralte, bis zu 300 Jahre alte Stieleichen mit fast sieben Metern Stammumfang stehen hier. Das Bärenbrünnlein wurde erstmalig erbaut um das Jahr 1500. Nach einer alten Sage soll Hans Groland, Besitzer des Künschrottenbergs (heute: Platnersberg), als Jäger an dieser Stelle einen trinkenden Bären überrascht und mit einem Schuss erlegt haben. Zum Andenken ließ er einen in Stein gehauenen Bären an diesem Brunnen aufstellen, der nun von da an den Namen Bärenbrunnen führte. Wir steigen hinunter zur Eichendorffstraße, wo noch einmal der ehemalige Bahndamm der Ringbahn, vom Ostbahnhof kommend, gut erkennbar ist. Das war heute viel Kultur und stark komprimierte Eisenbahngeschichte, für unsere Mitwanderer. Kein Wunder, dass wir in Mögeldorf eine S-Bahn auslassen müssen, um in der Eisdiele so romantische Kreationen, wie die Zauberflöte und andere Leckereien genießen zu können.

Text und Bilder: Roland Rikrisch

Bilder:  Walter Müller

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert