Fränkischer Albverein Schwabach e.V.

Wanderwoche Westendorf in Tirol 2021

12. – 17.09.2021

Wanderführerin: Marianne Böhm

Text: Roland Rikirsch

Bilder: Roland Rikirsch und Walter Müller

Corona bedingt musste der geplante Termin im Juni abgesagt werden. Statt Alpenrosen und Orchideen erwarten uns nun Augentrost, Enzian und Silberdistel auf unseren Wanderungen. Kulinarisch verwöhnt uns Marianne mit dem Besten, was die Region zu bieten hat. Selbst das Wetter scheint sie unter Kontrolle zu haben, dank einer guten Beziehung zu Petrus. Lediglich den Donnerstag hat sie nach all den Jahren immer noch nicht im Griff. Daran muss sie noch arbeiten. Für die tolle Organisation und aufopferungsvolle Betreuung sagen wir „Danke“: Ihre sieben Mitwanderer.

Straubinger Käsalm

Sonntag 12.09.2021, 8 km.

In der Regel trudeln alle Teilnehmer bis kurz nach Mittag in Westendorf ein. So auch heute, trotz verkehrsbedingter Verzögerungen.

Das Ziel der Nachmittagswanderung ist traditionsgemäß immer die Straubinger Käsalm, sozusagen als Eingehtour. Wir stellen die Autos am Sägewerk an der Windauer Ache ab. Immer am Fluss entlang geht es mit moderater Steigung bis zum Jägerhäusel in Rettenbach. Die ersten Schwalbenwurz Enziane werden von der unaufhörlich schnatternden Frauenfraktion glatt übersehen. Wo im Juni die Knabenkräuter den Weg säumen geht es nun etwas schweißtreibender die restlichen fünfzig Höhenmeter hinauf zur Straubinger Käsalm. Bretteljause, Käseplatte oder in Essig und Öl mit Zwiebelringen eingelegter Graukäse sind die Favoriten bei der Brotzeit. Bevor wir uns wieder auf den Weg machen, noch das traditionelle Gruppenfoto, geknipst von der Wirtin und ein milder Burgenländer Weichselschnaps vom Chef persönlich spendiert. Marianne genießt eben Privilegien!

Auf den Zinsberg

Montag, 13.09.2021, 11 km

Von Brixen im Thale geht es mit der Hochbrixen-Seilbahn hinauf auf 1300 m. Im Steinbruch mit den „Blauen Steinen“, das sind Einschlüsse im Gestein mit Azurit und Malachit, ist das Interesse der Steinsammler heute nicht so ausgeprägt. Dafür entdecken wir den „Orangeroten Becherling“, einen Schlauchpilz bedingter Genießbarkeit am Wegesrand. Nach einer kurzen Rast an einem Marienbildstock findet sich an einem Wiesenhang eine größere Population des Fransenenzians. Dessen Blütezeit kann bis in den November reichen. Der Schotterweg zieht sich in der immer noch kräftigen Spätsommersonne beständig bergan, bis auf den Zinsberg mit knapp 1800 m. Zum Glück ist hier schon die „Jochstubn“ als Ziel für unsere Mittagseinkehr ausmachbar. Die Feinschmecker der Gruppe gönnen sich hier einen Kaiserschmarrn. Am See entlang, eigentlich ein Wasserspeicher für die Schneekanonen im Winter, jedoch im Sommer bisweilen auch ein alpines Segelrevier, wandern wir über die derzeit trocken liegende Hochmoorfläche hinauf zum zweiten Zinsberggipfel. Herrliche Ausblicke über das uns zu Füßen liegende Brixental und das herrliche Alpenpanorama lassen uns die akute Bedrohung durch ungesicherte, friedlich im Liegen widerkäuende Kühe mutig ignorieren. Auf breiten Schotterwegen, hin und wieder gespickt durch Abkürzer über nahezu unwegsame Almwiesen, auf denen wir den tiefblau blühenden Schwalbenwurz Enzian entdecken, gelangen wir hinunter zum Filzalmsee. Komisch, auf einer zu überquerenden Feuchtwiese finden wir einzelne, blühende Exemplare der Trollblume und Butterblume, welche doch eindeutig Frühlingsblumen sind. Am Filzalmsee findet sich keiner aus unserer Gruppe, der den Wasserriesen erscheinen lassen möchte. Das tun andere für uns, so kommen wir auch wieder in den Genuss dieses ergreifenden Schauspiels. Wenige Meter weiter endet die Plackerei für heute für uns. Wir fahren mit der Gondel wieder bequem zur Talstation. Zum Abendessen finden wir uns im Gasthaus Berger ein. Da findet jeder etwas, und auch unsere Feinschmecker finden ein Lob für Mariannes Empfehlung.

Der Hartkaiser in Ellmau

Dienstag, 14.09.2021, 11/13 km

Mit dem Auto fahren wir nach Ellmau zum Parkplatz der neuen Gondelbahn. Diese bringt uns in neun Minuten hinauf zum Hartkaiser auf 1550 m. Neben der Bergstation steht noch ein Waggon der bis 2015 hier verkehrenden Standseilbahn. Sie musste weichen, weil die jetzige Gondelbahn mehr als doppelt so viele Menschen pro Stunde (3200 P/h) auf den Berg bringen kann. Neben der beeindruckenden Kulisse des „Wilden Kaiser“ im Norden zeigt sich die Aussicht gen Süden nochmals überwältigender – der Großvenediger, mit 3657 m fünfthöchster Berg Österreichs präsentiert sich in leichtem Dunst in voller Größe. Erstes Ziel unserer Runde ist wieder mal der Landschaftsrahmen in der Hartkaiser Erlebniswelt, welcher uns für ein Gruppenfoto dienen soll. Nun geht es hinüber zum Bergbahnzentrum am Brandstadl, wo fünf Gondelbahnen aufeinander treffen. Über den Gipfel des Brandstadl (1650 m) gelangen wir zu einem herrlichen Aussichtspunkt ins Rofan- und Karwendelgebirge, welcher gleichzeitig unser Wendepunkt der Wanderung ist. Nun geht es zurück durch die Brandstadl-Erlebniswelt zur Tanzbodenalm, wo wir uns eine kurze Mittagsrast gönnen. Auf geschotterten Almwegen wandern wir über die Hartkaseralm hinunter zur Ranhartalm. Sehenswert ist hier die bis 2007 betriebene Käserei im Innern der Hütte: An einem schwenkbaren Holzgalgen hängt der kupferne Kessel zur Käseherstellung über der ehemaligen offenen Feuerstelle. Der Raum ist rundum pechschwarz ausgeräuchert. Die Arbeit hier, in Hitze und Rauch könnte heute keinem Menschen mehr zugemutet werden. Steil, auf schmalen Pfaden gelangen wir nun zur Zwischenstation der Gondelbahn. Die Knieleidenden nehmen ihr Schicksal in die Hand und lassen die Wanderung per Gondel ausklingen. Die Leidensfähigen bringen den Weg per Pedes zum Abschluss. An der Talstation trifft man sich wieder.

Krönung des Tages bildet das große Hax‘nessen auf dem Zieplhof, mit herrlicher Aussicht und Sonnenuntergang hoch über Westendorf.

Alpenrosensteig

Mittwoch, 15.09.2021, 11 km

Mit der Alpenrosenbahn fahren wir hinauf zum Talkaser. Unterhalb des Fleiding wandern wir hinüber zur Einködlscharte auf 1700 m. Marianne möchte uns hier den Ungarischen Enzian zeigen – kann ihn aber leider nicht mehr ausfindig machen. Mit geschärften Sinnen wandern wir zum Harlasanger Bründl  hinüber und entdecken nur wenig abseits des Weges tatsächlich einige, leider schon stark lädierte Exemplare der gesuchten Spezies. Vom Speicherteich Kreuzjöchel lassen wir die grandiose Aussicht hinüber in die Loferer Steinberge auf uns wirken und entdecken dabei auch noch etliche Bergmolche im klaren Wasser. Bequem auf dem Schotterweg ohne große Steigungen geht es nun hinüber zur Fleidingalm um dann am Brunereck auf den Alpenrosensteig abzubiegen. Er fordert unsere ganze Aufmerksamkeit, führt er doch, zwar ohne große Höhenunterschiede, aber technisch durchaus anspruchsvoll durch den steilen Westhang des Laubkogel hinüber zur Alpenrosenhütte. Schwalbenwurz Enzian und Sumpf Herzblatt sind auf diesem Weg unsere ständigen floralen Begleiter. Auf der Alpenrosenhütte lassen wir uns eine Einkehr nicht nehmen, sind doch die Betreiber der Hütte gute Bekannte von Marianne. Als wäre es selbstverständlich, verabschiedet sich der wohl einzige türkische Hüttenwirt Österreichs von uns mit einem hochprozentigen Schmankerl auf seine Kosten. Wir nehmen nun den kurzen Steig hinunter zur Mittelstation der Alpenrosenbahn. Bequem gelangen wir so per Gondel wieder ins Tal. Kulinarischer Höhepunkt des Tages ist die Einkehr im Fischstadel in Brixen im Thale, wo wir uns frischen Fisch, direkt aus dem See, an dessen Ufer wir sitzen, servieren lassen.

Kitzbühel

Donnerstag, 16.09.2021

Über Nacht tobt sich ein Gewitter über Westendorf mit viel Blitz und Donner und heftigem Regen aus. Das hatten wir laut Wetterprognose auch so erwartet. Da den ganzen Tag über mit häufigen Schauern zu rechnen ist, finden sich nur Marianne und unsere Kilometer hamsternde Anja zu einer Talwanderung zusammen. Der Rest der Gruppe denkt ökologisch und nutzt die aufgrund der Gästekarte kostenfreie Fahrt mit dem Bus nach Kitzbühel, um sich dort einmal ausgiebig umzusehen. Um es vorweg zu nehmen, wir sehen zwar einige noble Blechkarossen, von Prominenz aber keine Spur. Aber sie könnten sowieso unsere Aufmerksamkeit nicht so auf sich ziehen, wie oben auf den Stufen zur Liebfrauenkirche unsere Erna, welche geradezu wie eine Erscheinung aus der Kirchenpforte tritt. Es ist uns bekannt, dass sie unabhängig von uns, zusammen mit einer Gruppe ihrer dörflichen Gemeinschaft in Kirchberg weilt. Aber sie tatsächlich hier anzutreffen bereitet uns allen eine viel größere Freude als noch so angesehene Prominenz.

Die Prominenz sind wir, als wir zum Abendessen im „Reiterstüberl“ fürstlich und mit vorzüglichen Speisen verwöhnt werden. Marianne sei Dank!

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