Fränkischer Albverein Schwabach e.V.

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Wanderung am Donnerstag, 03.09.2015

Das Doggerwerk – ein unterirdisches Rüstungsprojekt in der Houbirg

Nachdem die deutschen Rüstungsbetriebe durch alliierte Bombenangriffe stark beschädigt worden waren, beschloss die NS-Regierung kriegswichtige Fabriken bombensicher unter die Erde zu verlagern.

Im Frühjahr 1944 befahl  der SS-General Hans Kammler (beauftragt vom Rüstungs- und Luftfahrtministerium und der Flugzeugindustrie) der Betriebsführung von BMW die Fertigung des Hochleistungsmotors „BMW 801“ vom bombengefährdeten Werk bei München untertage zu verlegen und zwar in den Bergstock Houbirg bei Happurg.

Dort sollte eine bombensichere Rüstungsfabrik für Flugzeugmotoren gebaut werden. – Die Bausumme wurde auf 15 Mio. RM angesetzt.

So entstand bei Hersbruck eines der größten Bauwerke mit dem Tarnnamen „Esche I“ später dann „Doggerwerk“.

In Mittelfranken sind mindestens 14 solche unterirdischen Rüstungsprojekte belegt. Meist in Brauereikellern wie z. B. in Weißenburg, Fürth, Ellingen und Nürnberg.

In die weiche Sandsteinschicht (Dogger) des Berges sollte ein Netz von Stollen mit einer Fertigungsfläche von 180.000 qm getrieben werden.

Acht in sich verbundene Stollen, die sich zu Hallen von fünf Metern Höhe und bis zu sieben Metern Breite ausweiten, mit mehreren Zugängen wurden aus dem Berg gearbeitet.

Neben deutschen Ingenieuren und Technikern arbeiteten Sträflinge und Fremdarbeiter für das unterirdische Rüstungsprojekt. Doch die überwiegende Mehrzahl der Arbeiter waren KZ-Häftlinge.

Zur Unterbringung der Häftlinge hatte die SS am damaligen Stadtrand von Hersbruck ein Konzentrationslager errichtet. Es war das größte Außenlager des Konzentrationslagers Flossenbürg.mit mehreren Baracken und Wachtürmen – abgesichert mit Elektrozäunen.

Zeitweise waren mehr als 6.000 Häftlinge im Lager zusammengepfercht obwohl es nur für 2.000 errichtet wurde. Die Unterbringung und die sanitären Anlagen waren unmenschlich. Das Lagergelände war unbefestigt, unbeheizt und versank im Herbst im Schlamm.

Mehrmals täglich mussten die ausgemergelten und ausgehungerten Häftlingskolonnen den fünf Kilometer langen Weg vom KZ Hersbruck zur Baustelle Doggerwerk und zurück marschieren.

Arbeitszeit: 12 Stunden pro Tag, sieben Tage in der Woche.

Die Bauarbeiten kosteten fast 4.000 Menschen das Leben.

Auf dem Gebiet des 1955 gefluteten Stausees stand das Krematorium, in dem die zu Tode geschundenen Häftlinge verbrannt wurden. Als dieses nicht mehr ausreichte, wurden die Leichen in den umliegenden Wäldern verbrannt.

Rund um Hersbruck sind mehrere Gedenksteine und Gedenktafeln für die verbrannten Leichen aufgestellt. So z. B. auch in Schupf, wo jedes Jahr um den 9. November eine Gedenkstunde stattfindet.

Die SS wollte die KZ-Häftlinge nicht lebend in die Hände der Kriegsgegner fallen lassen Kurz vor vor Kriegsende wurde das Konzentrationslager geräumt und die die Insassen nach Dachau geschickt. Auf dem „Todesmarsch“ nach Dachau verloren noch einmal etwa 500 Menschen das Leben. Sie überlebten die Strapazen und die Kälte nicht, viele wurden erschossen.

Das Barackenlager wurde 1951 abgebrochen und mit einer Wohnsiedlung und einem Tennisplatz überbaut. In der ehemaligen SS-Kaserne war zuerst eine Schule und dann bis November 2007 das Finanzamt untergebracht. Auf dem Gelände ließ die Stadt Hersbruck Anfang 2000 nach Thermalwasser bohren. Man wurde fündig. Am Rand des Lagergeländes ist nun ein Thermalbad entstanden, das in Teilen auch auf dem Gelände des ehemaligen Konzentrationslagers steht.

Die Motorenproduktion im Doggerwerk wurde nie aufgenommen.

Die Baustelle blieb unvollendet.

Heute sind die Stolleneingänge wegen Einsturzgefahr zugemauert und nicht begehbar. Es wurden aber Fluglöcher für Fledermäuse freigelassen. Somit dienen die Stollen jetzt also dem Artenschutz.

Bei der Wanderung kommen wir vorbei an den die Stolleneingänge, man erkennt den  Schienenverlauf der Materialtransportbahn und die bewachsenen Abraumhalden.   

Lisa und Roland Rikirsch                                          

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