Besinnliches — ein Traum zur Adventszeit
Donnerstaq, 05. Dezember 2024
Wanderführerin: Lisa Rikirsch, 6 km
Der Traum zur Adventszeit, der Christbaumkugelhimmel, ist alle zwei Jahre in der Asphaltkapelle in Etsdorf zu besichtigen.
Diese Kapelle steht seit 2002 am Waldrand von Etsdorf. Sie wurde 2001 anlässlich der Oberbayerischen Kulturtage in Altötting, konzipiert und errichtet und ist das einzige Gebäude, das ausschließlich aus Asphalt (Gussasphalt) besteht.
Auch heuer schmücken wieder ca. 3500 bunte Christbaumkugeln den „Himmel“ in der Kapelle, allesamt gespendet von Menschen, denen sie nicht mehr schön oder modern genug waren. Derartige „Spenden“ können jederzeit in der Kapelle hinterlegt werden und werden in kommenden Jahren mit Sicherheit den Himmel in der Kapelle zieren.
Wir parken am Gasthaus „Zum Steinköppl“ und machen einen ersten kurzen Halt am hiesigen Tempelmuseum vom Verein der Freunde der Glyptothek Etsdorf. Hier in der Wiese stand ab 2001 einst das „Reiterstandbild Angela Merkel“. Die 2,70 Meter hohe, lebensgroße Skulptur zeigte die in Hamburg geborene Politikerin auf einem Pferd sitzend, gekleidet in ihrem typischen Hosenanzug, die Hände zur Merkel-Raute geformt. Leider brach die Skulptur am 14.9.2023 in sich zusammen. (Der Oberkörper der Reiterin hat überlebt und ist seitdem zusammen mit einer lebensgroßen Abbildung des ursprünglichen Reiterstandbilds im Tempel-Museum ausgestellt.)
Unsere Wanderung findet ihre Fortsetzung auf dem „Kreuze-Weg Etsdorf“ – Kultur auf der Flur. Seit dem Jahr 2009 entsteht dieser Weg mit spannend und ungewohnt gestalteten Künstlerkreuzen. Alle Kreuzobjekte wurden von Künstlern, Designern, und Architekten speziell für diesen Ort gestaltet und stellen freie Interpretationen des Kreuzmotivs dar. Bis heute säumen 19 dieser individuellen Objekte den Weg bis zur Asphaltkapelle.
Wir wählen nicht den direkten Weg zur Kapelle sondern machen einen kleinen Schlenker, der uns auf halber Höhe des Friederichsberges in einem weitläufigen Bogen, zu unserem Ziel führt. Streckenweise ist höchste Aufmerksamkeit gefordert, um den hinterhältigen Fußangeln der hier stark wuchernden Brombeersträucher nicht in die Falle zu tappen. Mutig stellt sich die Wanderführerin für ein beispielhaftes Experiment zur Verfügung und kann schließlich nur mit größter Mühe von der begleitenden Wandereskorte wieder aus den Fängen der hinterhältigen Pflanze befreit werden.
Unvermittelt, nach einem kurzen, steilen Abstieg steht das Ziel unseres Ausfluges vor uns. Der Eindruck der unzähligen, dicht an dicht von der Decke hängenden, bunten Christbaumkugeln ist überwältigend. Über uns auf einer Fläche von 2 mal 5 Metern, ein Gewölbe aus tausenden bunten Kugeln und vor einem an der Stirnseite drei runde Scheiben aus mundgeblasenem Glas in den Farben rot, gelb und grün, gerahmt in einem metallenen Kreuz, durch welche schwaches Licht von außen einfällt. Das Ganze im Kontrast zu den pechschwarzen Asphaltwänden mit einigen wenigen Lichtpunkten von brennenden Teelichtern.
Wir müssen uns loslösen, gibt es doch noch einige Wegkreuze zu bewundern und die feuchte Kälte dringt mittlerweile durch und durch. Im Gasthaus „Zum Steinköppl“ werden wir ab 16:00 Uhr erwartet, man öffnet heute für uns eine Stunde früher als geplant. Ganz frisch zubereitete Speisen, z. B. ein Krustenbraten bei dem einem die rösche Kruste förmlich auf der Zunge zergeht und Preise, welche man bei uns in Schwabach mittlerweile nur noch aus der Erinnerung kennt. Das würde man sich beim Wandern heutzutage noch öfter wünschen.
Text und Bilder: Roland Rikirsch